»Als ich schlummernd lag heut Nacht« – Antrittskneipe SS23

Frankonen-Journal No. 7

Der Traum eines Alten Herrn als unterbewusster Wunsch

… allein schon die Vorfreude, dann das feierliche Anlegen der Bänder, schließlich der
Knopfdruck – und das Mittendrin-Sein im festlichen Saal.
Da saß ich nun in meinem Arbeitszimmer „plenis coloribus“, hielt mit erwartungsvoll
festlicher Geste mein Glas Bacchus in den Bildschirm – und tat so, als wäre ich dabei.
Anscheinend hat man mich schon wahrgenommen, denn mit einem freundlichen Gruß
erwiderten die sechs oder sieben Bundesbrüder, die direkt vor der Kamera saßen, meinen
Zutrunk – nur, ich konnte nichts hören von der munteren Corona. Alles Gestikulieren und
jede noch so ausgeklügelte Gebärdenakrobatik, natürlich stets mit einem freundlich
lächelnden Gesichtsausdruck, all das nutzte nichts. Wie weiland einer in Platons
»Höhlengleichnis« starre ich auf das, was sich vor mir abspielt – verstehen konnte ich aber gar
nichts! Ich kam mir vor, wie ein kleiner Bub, den die älteren (Bundes-)brüder nicht
mitspielen lassen.

Noch ist die Friedrichstrße 41 keine privat-rechtliche Sendeanstalt in HD-Qualität

Aber ich wollte es ja nicht anders! Ich bildete mir ein, die Antrittskneipe online wird sicher
viele andere Bundesbrüder ebenso animieren, virtuell dabei zu sein. Außer meinem Freund
Bbr. Mader v. Banjo war keiner so verrückt wie ich.

Die zwei zugeschalteten Alten Herren in der Zoom-Kneipe

»Als ich schlummernd lag heut Nacht«

Irgendwann muss mich der Schlaf übermannt haben. Als plötzlich mein Hund neben mir
bellt, fahre ich voller Schreck hoch, verschütte dabei mein Glas Wein und vor mir der
flimmernde Bildschirm. Und wie ein Ohrwurm hat sich der alte studentischen Cantus »Als ich
schlummernd lag heut Nacht«
im Ohr verkrallt. Weinselig summe ich die einzelnen Strophen
mit. Beim krassen »Füchslein saß ich schlank in der Kneipe wieder …« muss ich mir traurig
eingestehen: das eine stimmt so wenig wie das andere. Wieder im Dämmerschlaf sehe ich
mich im Kneipsaal der Dechsendorfer Straße, höre das Hämmern der stets verstimmten
Bierorgel und lausche verklärt wie unser Bbr. Teschner v. Fuzzy 2 vor der fröhlichen Corona
in unnachahmlicher Weise seine Biermimik von irgendeinem traurigen Fräulein rezitiert. Ach
was waren das für Stunden! Dann beim »ubi sunt, qui ante nos?«, verblassen sie wieder,
meine fröhlich zechenden Bundesbrüder neben mir.
Irgendwann zu später Stunde rüttelt mich meine Frau wach. Verständnislos schüttelt sie mit
dem Kopf, wie ich selig lächelnd das »Pereat tristitia, … pereat diabolus …» anstimme. Doch
spätestens beim » … atque irrisores!« versinke ich im Bett, natürlich „sine coloribus“.‚

Solche online-Veranstaltungen sind eine Möglichkeit, Bundesbrüder am Verbindungsleben
zu beteiligen, denen die Anwesenheit im Haus zu mühsam ist oder die zu weit entfernt
wohnen. Dass man an der Technik noch arbeiten kann, steht außer Zweifel. Dass so etwas
auch Geld kostet, ist ebenfalls klar. Und dennoch meine ich, wir sollten es noch einmal – und
dann besser – machen.

Die anwesende Kneipcorona beim Gruppenbild

Ein Vorschlag zum Schluss: wie wäre es mit einer neuen Charge: »Kamera-Fuchs«?


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