Umgang des Studenten mit Helden und Heiligen

Autor: Peter Landendörfer v/o Dandy

Erinnerung an eine grandiose Rede von Bbr. Prof. Lang

Mit der eleganten Ironie und Eloquenz eines gelernten Schauspielers lenkte Bbr. Prof. Raimund Lang v/o Giselher in seiner Festrede den Blick der „Hohen Corona“ – ein derzeit eher peinliches Unwort – auf den »Umgang des Studenten mit Helden und Heiligen« oder, modern ausgedrückt, den Umgang gegenüber Autoritäten und Respektspersonen. Was er dabei präsentierte, war feuilletonistische Darlegung vom Feinsten, garniert mit kurzweiligen Anekdoten und Histörchen couleurstudentischen Treibens, die alle zeigen sollten, »wie weit die Grenzen, die sich innerhalb und außerhalb der Korporation aus kontrastierendem Alter, Rang oder Situation ergeben können, verschiebbar sind und wie weit sich in der studentischen Selbsteinschätzung Scherz und Ernst überlagern.«

Vom Studentenulk bis zur Trauerkneipe …

Damals wie heute wird dieses standesübergreifende brüderliche Egalitätsprinzip, welches im tiefsten Kern allen korporativen Bünden gemeinsam ist, im späteren Leben durch das Lebensprinzip mehr als relativiert.

Bei der Betrachtung des studentischen Himmels, der bei weitem nicht so zahlreich mit Heiligen geziert ist, wie unser bayerisch-österreichischer Barockhimmel, darf der sich immer neu erfindende Studentenulk natürlich nicht fehlen, sei es bei der Hl. Barbara von Leoben oder dem Hl. Nepomuk »mit seinem Stern und Kränzel mitten auf der Prager Bruck«, wobei der einen immer wieder mal der Kopf, dem andern sein Kränzel fehlt. Natürlich bleibt es im studentischen Lebenslauf nicht beim bierseligen Blick nach oben. Viel zu oft starren wir tränenfeucht ad inferos. Im couleurstudentischen Leben wird es nirgends besser inszeniert als bei der Trauerkneipe: ein unvergessbares Memento Mori mit »berührender Innigkeit: der leere Platz, der geopferte Trunk, das zertrümmerte Glas.«

Es wäre schnöde Geschichtsklitterung, würde man die Rolle couleurstudentischen Heldentums beim Werden des deutschen Nationalstaat schlechtreden. Auch wenn Ambivalenzen zwischen stoischer Heldenverehrung und spöttelndem Antiheldentum unübersehbar sind.  Doch bei aller Dramatik, die Ironie auf das wirkliche Leben ließen die Couleurstudenten sich niemals nehmen. So gelang unserem unvergessenen Lieddichter Viktor von Scheffel mit der Ballade von der Teutoburger Schlacht »Als die Römer frech geworden« eine legendäre Karikatur bismarckscher Deutschtümmelei und eine gelungene Abfuhr der kultischen Heldenverehrung damaliger Zeit. 

… und zum »Dachaukommers«

Dass sich ihr Heldenmut auch in der neueren deutschen Geschichte bewährte, zeigen die couleurstudentischen Märtyrer der Nazireiches oder die traurige Episode des »Dachaukommers«, als sechs im KZ eingekerkerte Grazer Carolinen einen Salamander zu Ehren des 50 Stiftungsfestes rieben.

Wie wahr: »Dieses brüderliche Egalitätsprinzip gibt unserem Umgang eine gewisse Vertraulichkeit, die zwar niemals zur Taktlosigkeit ausarten darf, die aber dem Aufbau hierarchischer Distanzen ab ovo einen Riegel vorschiebt. Für die Aktiven ist dies ein nobles Angebot, für die alten Herren eine edle Verpflichtung.«Lachen wir mit dem Festredner auch mal über Dinge, die uns wertvoll sind. Denn dann sind wir »dem Wesen dieser Dinge viel näher als der in Ehrfurcht erstarrte Adorant.«

Hier findest du die komplette Festrede von Bbr. Prof. Lang zum Stiftungsfest FcC, Erlangen 24.7.2021: https://frankonia-czernowitz.de/wp-content/uploads/2022/04/Festrede-130.-Stiftungsfest-2021.pdf