Autor: Frank H. Mader v/o Banjo
Die Katholische deutsche Studentenverbindung Frankonia-Czernowitz im CV lud am 20. 3. 2022 ihre Bundesbrüder zu einer Feier ganz besonderer Art in die Erlanger St. Bonifaz Kirche ein. Im Rahmen des Pfarrgottesdienstes am Sonntagabend wollten die Frankonen für die Kirchengemeinde ein auch nach außen hin sichtbares Zeichen der Solidarität setzen. Monatelang zuvor waren große russische Truppenkontingente entlang ukrainischer Grenzabschnitte aufmarschiert.
Die Erlanger Studentenverbindung wurde 1891 im heute ukrainischen Czernowitz gegründet. Eines ihrer prominentesten Mitglieder war der ehemalige Erzbischof von Lemberg (heute Lviv), Józef Bilczewski (1860 – 1923). Bilczewski engagierte sich im Ersten Weltkrieg sowie in den 1920er Jahren für die Bevölkerung, als es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Ukrainern, Polen und Einheiten der Roten Armee kam. 1901 wurde Bilczewski Mitglied der KDStV Frankonia-Czernowitz. Bei seiner Heiligsprechung am 23. Oktober 2005 durch Papst Benedikt XVI am Petersplatz nahmen viele Frankonen in Rom teil. Im Cartell Verband ist Bilczewski bis heute der einzige heilig gesprochene Farbenbruder.
Viele Bundesbrüder, teilweise von weit angereist, nahmen mit Band in der Kirche Platz. Bbr. Lukas Werner erklärte zu Beginn des Gottesdienstes den Gläubigen den Hintergrund für den festlichen Aufzug: “Die Kirche gedenkt am 20.März des Hl. Joseph Bilczewski. Gebürtig aus Polen wirkte er zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Erzbischof von Lemberg (Lviv), das in der heutigen Ukraine liegt. Als Erzbischof widerstand er insbesondere den atheistischen sozialistischen Eroberern und setzte sich besonders für die Belange der Studenten aus allen Nationen ein. Als Protektor nahm er das Band der heutigen KDStV Frankonia-Czernowitz auf, die in Czernowitz begründet wurde und heute in Erlangen weiterbesteht. Der Fürsprache des Hl. Josef Bilczewski sowie den Seligen Mitgliedern des Cartellverbands und allen Heiligen vertrauen wir die Menschen in der Ukraine sowie die katholischen Studenten an, damit sie in ihrem Streben nach Wissen Gott loben und glaubhaft Zeugnis ablegen.”
Nach der Messe standen die Frankonen noch eine Weile mit dem Erlanger Stadtpfarrer Raimund Reinwald beisammen und bedankten sich für seine hervorragende anlassbezogene Predigt. Zu diesem Zeitpunkt hatte der russische Angriffskrieg bereits nahezu vier Wochen lang tiefe Spuren der Verwüstung in das Land gezogen. Raketen und Kanonen machten auch vor Lemberg und Czernowitz nicht halt. Aus Solidarität mit dem überfallenen Land hängten die Erlanger Frankonen unmittelbar nach dem Einmarsch auf ihrem Haus ihre Frankonenfahne am Dach auf Halbmast und hingen an der Hausfront in der Friedrichstraße eine weithin sichtbare ukrainische Fahne aus.